Indikation //

Aus zahlreichen katamnestischen Untersuchungen verschiedener Fachkliniken für Entwöhnungsbehandlungen und vielen anderen Veröffentlichungen wissen wir, welche negativen Auswirkungen auf die Prognose des Rehabilitationserfolges die Faktoren Arbeitslosigkeit und soziale Desintegration haben.

Das Therapiezentrum Speyer nimmt deshalb alkohol-, medikamenten- und drogenabhängige sowie politoxikomane RehabilitandInnen auf, die auch nach der erfolgreich beendeten fachklinischen Behandlungsphase weiterer stationärer Hilfe zur endgültigen Wiederherstellung bzw. wesentlichen Besserung der Erwerbsfähigkeit bedürfen.

Darüber hinaus stellen jegliche stoffungebundene Abhängigkeiterkrankungen, wie zum Beispiel pathologisches Glücksspiel oder pathologischer Medienkonsum, eine Indikation dar.

Die Aufnahme in die Adaptionseinrichtung schließt sich nahtlos an die Behandlungsphase in der Fachklinik an.

Es handelt sich dabei um RehabilitandInnen, die sozial desintegriert sind, d.h. die meist keinen eigenen festen Wohnsitz, keinen Arbeitsplatz, keine tragfähigen sozialen Bindungen usw. haben und die auch nach Abschluss der fachklinischen Behandlungsphase zur Entwöhnung kaum in der Lage sind, mit diesen Schwierigkeiten konstruktiv umzugehen. 

 

Im Wesentlichen geht es dabei um zwei RehabilitandInnengruppen:

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Junge RehabilitandInnen

Hier handelt es sich um junge RehabilitandInnen, die sehr früh in ihrer Entwicklung mit dem Missbrauch von suchterzeugenden Substanzen oder dem Spielen begonnen haben. Die unvollständige Sozialisation hat das Fehlen vieler sozialer Kompetenzen, die zum selbständigen Leben notwendig sind, zur Folge. Das Hauptproblem ist hierbeit, dass sie gesellschaftlich bisher kaum angemessen integriert waren.

Häufige Probleme dieser Rehabilitandengruppe:

  • gravierende, d. h. über das übliche Maß hinausgehende Defizite in sozialen und emotionalen Kompetenzen

  • schlechte schulische und berufliche Ausbildung

  • Fehlen beruflicher Qualifikationen

  • unterentwickelte Kommunikations- und Interaktionsmechanismen

  • defizitäre Problemlösefähigkeiten

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Ältere RehabilitandInnen

Eine zweite große Gruppe bilden RehabilitandInnen, die in der Regel schon älter sind und die in ihrem Leben einmal weitgehend gesellschaftlich integriert waren. Die Abhängigkeitserkrankung hat möglicherweise zu einer starken sozialen Desintegration geführt, die durch eine reguläre medizinische Rehabilitation bei Abhängigkeitserkrankungen, auch aufgrund der zeitlichen Begrenzung der Maßnahme, nicht vollständig aufzufangen ist.

Bei diesen RehabilitandInnen gibt es häufig folgende Begleitphänomene:

  • Mehrfachbehandlungen mit der Tendenz zur Hospitalisierung

  • sehr lange Arbeitslosigkeit und entsprechende Defizite in der Ausdauer

  • massive Verschuldungsproblematik

  • lange Inhaftierung, Bewährungsauflagen, offene Verfahren etc.

  • Fehlen tragfähiger sozialer Bindungen, zerstörtes oder kontraindiziertes soziales Umfeld

  • sekundäre Persönlichkeitsveränderungen

  • verlangsamte oder verminderte Lernfähigkeit

Eine Kontraindikation für die Aufnahme liegt bei akuter Suizidalität, akuten Psychosen und schweren hirnorganischen Störungen vor.